Künstliche Intelligenz ist in der Fotografie ein grosses Thema. Immer mehr Menschen nutzen KI für Fotos. Kein Wunder, taucht da die Frage auf: Wird die KI den Fotografen ersetzen? Ich habe eine klare Meinung zu diesem Thema.
Der Hype rund um KI (künstliche Intelligenz) hat die breite Öffentlichkeit wie ein Tsunami überrollt. Der Begriff KI (engl.: AI, Artificial Intelligence) ist kaum noch aus dem täglichen Sprachgebrauch und den (sozialen) Medien wegzudenken. ChatGTP, Midjourney, Google AI oder Microsoft Azure sind nur einige der Plattformen, die uns mit KI das Leben einfacher machen (sollen) und ungeahnte Möglichkeiten schaffen. Manche sträuben sich vehement dagegen, für andere ist KI «The next Big Thing». In diesem Journal möchte ich das Thema KI in der Fotografie etwas näher beleuchten und mögliche Pros und Kontras aufzeigen. Eine Frage, die mir immer wieder gestellt wird, lautet: «Wird die KI den Fotografen ersetzen?» Auch Texter, Content-Manager, Redakteure, Autoren und bald auch Filmschaffende müssen sich mit dem Thema KI und Ersetzbarkeit auseinandersetzen.
Vorneweg: Ich möchte mit diesem Blog die KI weder als neues Wundertool feiern noch möchte ich sie verteufeln. Zugegebenermassen bin ich begeisterter Midjourney-User und nutze die KI auch bei meiner Arbeit als Fotograf. Und um obige Frage zu beantworten: Nein, die KI kann uns Fotografen nicht ersetzen, jedoch wird die KI die kreative Arbeit ergänzen und Fotografen und künstliche Intelligenz werden koexistieren.
Unter KI versteht man eine Software beziehungsweise einen Algorithmus, der sich selbstständig verbessern und Informationen reflektieren, verstehen, verarbeiten und speichern kann, um das gesammelte Wissen für zukünftige Entscheidungen zu verwenden.
In der Fotografie kann man vier Bereiche festlegen, die durch KI unterstützt werden können:
– Das Fotografieren selbst (zum Beispiel KI-gestützter Autofokus)
– Die Bildbearbeitung (Retusche, Filter, Veränderungen am Bild etc.)
– KI-Unterstützung bei Media-Datenbanken
– KI-generierte Bilder
Die Möglichkeiten, mit KI dem Fotografen Arbeit abzunehmen, sind nahezu grenzenlos. Das Ziel in allen Bereichen ist es, das gewünschte Ergebnis effizienter und einfacher zu erhalten. Ein Beispiel: Wenn der Autofokus meiner Kamera automatisch erkennt, um was für ein Objekt es sich handelt (Mensch, Tier, Fahrzeug usw.), so können mehr scharfe Bilder geschossen werden.
KI ist auch bei der Bildbearbeitung sehr hilfreich und erleichtert den täglichen Workflow eines Fotografen enorm. Aber schauen wir uns zuerst an, was die KI nicht kann und warum der Fotograf und KI-basierte Anwendungen koexistieren werden.
Das ist ein Zitat
Die Qualität der KI-Bilder entspricht also zurzeit noch nicht ganz derjenigen von realen Fotos. Dies wird sich aber in den nächsten zwei bis drei Jahren ändern, denn die Fortschritte in der KI-Bildgenerierung sind enorm. Was die KI aber nie wird bieten können, sind das Erlebnis, die Intuition, die Authentizität und die Menschlichkeit, die man bei einem Fotoshooting mit einem (guten) Fotografen erlebt.
Jedes Shooting ist ein Erlebnis und eine Erfahrung, die wir als Erinnerung nach Hause mitnehmen. Das gemeinsame Erlebnis beginnt im Grunde schon vor einem Shooting. Man macht sich Gedanken über das Sujet und die Aussage des Bildes. Es können aber auch etliche Meetings stattfinden, in denen man die Kernaussage einer Kampagne diskutiert und Möglichkeiten evaluiert.
Ebenso wird im Vorfeld Location-Scouting betrieben. Orte werden angeschaut, an denen gedreht oder ein Shooting stattfinden wird, um Licht, Umgebungsverhältnisse oder logistische Möglichkeiten abzuklären. All das sind bereits Erlebnisse und Teil des kreativen Prozesses, der weitere Ideen und Kreativität freisetzt. Diese gemeinsamen Schritte von Kunde und Fotograf entfallen (teilweise oder ganz) bei KI-generierten Bildern, was den kreativen Prozess minimiert.
Die KI kann uns also ganz viel Arbeit abnehmen oder unsere Arbeit ergänzen. Erlebnisse schaffen wird sie jedoch nie können.
Die Intuition trägt den Fotografen wie ein roter Faden durch ein Shooting. Beim Fotografieren nehme ich wahr, wie der oder die Fotografierte sich fühlt und wie es ihm oder ihr geht. Aber auch die Stimmung des Ortes, das Licht, die Witterung oder die spontane Situation am Set haben Einfluss auf den weiteren Verlauf des Shootings. Fällt diese Wahrnehmung weg, fehlt ein wichtiger Bestandteil eines Shootings, denn sie macht ein Shooting einmalig und einzigartig. So ist beispielsweise bei einem Business-Branding die Einzigartigkeit wesentlich für eine gelungene Markenbotschaft.
Auch die Authentizität ist für eine Marke oder ein Unternehmen unumgänglich, denn nur über die Authentizität lassen sich Identität und Werte kommunizieren, die einen bedeutenden Teil des Erfolgs ausmachen. Ich stelle in meiner Arbeit immer wieder fest, dass Unternehmen, die authentische Bildwelten im Employer-Branding oder Marketing schaffen, sehr viel nachhaltigeren Erfolg ausweisen können als Unternehmen, die aus Kostengründen auf Stock-Bilder zurückgreifen.
Stock-Bilder haben durchaus ihre Berechtigung, jedoch sollte man sie gezielt und mit Vorsicht einsetzen, da sie meist nicht das Look-and-feel von eigenem Bildmaterial wiedergeben. Die Authentizität eines Bildes hängt sehr stark von der Bildästhetik eines Fotografen ab und kann von einem guten Fotografen in die richtige Richtung gesteuert werden. Die KI ist in der Lage, eine vorgegebene Bildästhetik nachzuempfinden, jedoch wird die Authentizität nie zu 100 Prozent derjenigen eines echten Fotos entsprechen können.
Das Zusammenwirken von Erlebnis, Intuition und Authentizität macht die Menschlichkeit in einem Bild beziehungsweise in der Kunst allgemein aus. Auch dieser Aspekt kann somit von der KI nicht ersetzt werden, da sie die Fähigkeit der Menschlichkeit nie besitzen wird.
Wie werden eigentlich Bilder mit künstlicher Intelligenz generiert? Eine der Plattformen, die diese Möglichkeit bieten, ist Midjourney: ein KI-Programm, das über einen Discord-Server gestartet und bedient wird. Es gibt inzwischen viele weitere Plattformen, die mit KI Bilder erzeugen können, Midjourney ist aber einer der besten Bildgeneratoren. Durch Texteingabe lassen sich Bilder generieren und durch weitere textliche Ergänzungen weiterentwickeln.
So sieht die Nutzeroberfläche von Midjourney aus: (Benutzeroberfläche von Midjourney auf meinem eigenen privaten Discord-Server)
Die Möglichkeiten sind enorm und die Qualität der Bilder steigt rasant. Von fotorealistischen Bilder bis hin zu Comics, Bilder die aussehen als wären sie gemalt oder 3D Renderings von Gegenständen, es lässt sich alles mit KI visualisieren. Die obigen Bilder habe ich mit Midjourney generiert.
Ein Fazit zu ziehen, ist wahrscheinlich zum jetzigen Zeitpunkt nicht ganz einfach. Dazu muss sich erst noch zeigen, in welche Richtung sich diese neue Technologie entwickelt. Eines kann man jedoch mit Bestimmtheit sagen: KI wird ein Bestandteil unseres täglichen Lebens sein und die Fotografie wird eine neue Rolle übernehmen müssen. Doch vielleicht erhält die Fotografie auch einen neuen Stellenwert, weil Menschen sich bewusst für das Erlebnis und die Menschlichkeit entscheiden.